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Digitalisierung und Besteuerung: Herausforderungen aus steuerlicher Sicht

Das Thema „Digitalisierung“ bildet seit Jahren eines der großen Schlagworte mit zahlreichen Facetten. Als beispielhafte Treiber der Digitalisierung lassen sich der Wandel von einer Industrielandschaft hin zu einer wissensbasierten Gesellschaft im Allgemeinen, aber auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit damit verbundenem vermehrtem Homeoffice im Speziellen nennen. Im Jahr 2015 stellte die OECD klar, dass die Digitalisierung zunehmend die gesamte Wirtschaft tangiert und die digitale Wirtschaft als „die Wirtschaft an sich“ nicht mehr von der übrigen Wirtschaft abzugrenzen ist. Digitalisierung ist demnach auch als fortwährender Prozess auf Ebene von Steuerberatungskanzleien bzw. auf Ebene der Finanzverwaltung zu verstehen.

Zahlreiche steuerliche Projekte und ihre Herausforderungen

Aus steuerlicher Sicht gibt es zahlreiche Projekte, welche die Digitalisierung unterstützen und abbilden, aber auch damit verbundene Steuerverkürzungsmaßnahmen unterbinden. Chronologisch zuvorderst ist das Projekt „E-Bilanz“ zu nennen. International wird den Herausforderungen der Digitalisierung im Rahmen des BEPS-Projekts der OECD sowie der G20-Staaten der erste Aktionspunkt (Tax Challenges Arising from Digitalisation) gewidmet, im Rahmen dessen eine sogenannte Zwei-Säulen-Lösung erarbeitet wurde, die zu einer fairen Besteuerung der digitalisierten Wirtschaft beitragen soll. Infolge der Einführung von Art. 12B UN-MA ist eine Modifizierung von DBA hinsichtlich digitaler Dienstleistungen geplant, welche Staaten, aus denen die Zahlungen für jene Dienstleistungen stammen, Besteuerungsrechte einräumen soll.

Daneben wurden bereits Unbedenklichkeitsgrenzen im Hinblick auf Homeoffice in Doppelbesteuerungsabkommen eingeführt, bei deren Unterschreitung das Besteuerungsrecht nicht zum Wohnsitzstaat wechselt (Art. 14 Abs. 1a DBA-Luxemburg). Auch im Rahmen der Umsatzsteuer wurde auf EU-Ebene erst jüngst dem Gesetzespaket „VAT in the Digital Age“ (ViDA) zugestimmt, welches insbesondere Besteuerungslücken aufgrund der Digitalisierung schließen und Meldepflichten implementieren soll. Diese Aufzählungen ließen sich fortführen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Besteuerungswelt zunehmend der Digitalisierung unterliegt und Digitalisierungsthemen eine bedeutsame Rolle spielen. Damit verbunden ist eine immense Komplexitätszunahme, die sowohl Steuerpflichtige, deren Berater sowie die Finanzverwaltung vor große Herausforderungen stellt.

Digitalisierung und Besteuerung in der aktuellen BFuP

Die aktuelle Ausgabe der BFuP widmet sich dem Thema „Digitalisierung und Besteuerung“, unterstreicht deren derzeit überragende Bedeutung und betrachtet aktuelle und relevante Aspekte sowohl aus deutschen als auch aus österreichischen Blickwinkeln. So rücken u. a. Untersuchungen in den Fokus, welche (empirisch) zum einen die Restrukturierung des (deutschen) steuerlichen Bereichs durch die Digitalisierung und zum anderen Risikomanagementsysteme der österreichischen Finanzverwaltung betreffen.

Darüber hinaus erfolgen jeweils modelltheoretisch eine umfassende Analyse der Digitalisierungsmöglichkeit der Thesaurierungsplanung von Personengesellschaften sowie eine Optimierung der steuerlichen Auswirkungen bei Existenz einer ausschließlich in Österreich unbeschränkt steuerpflichtigen natürlichen Person bei einem in Deutschland ansässigen Arbeitgeber sowohl vor Ort in Deutschland als auch im österreichischen Homeoffice.

BFuP – Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis online – Das Diskussionsforum für Wissenschaft und Praxis.

Die BFuP ist eine der traditionsreichsten deutschsprachigen wissenschaftlichen Zeitschriften auf dem Gebiet der Betriebswirtschaftslehre und als solche im Social Sciences Citation Index erfasst. Sie wendet sich gleichermaßen an Theoretiker wie Praktiker.

Jede Online-Ausgabe liefert Ihnen Beiträge und Meinungen zu einem bestimmten Themenschwerpunkt. Diese sind insbesondere das Rechnungs- und Finanzwesen, das Prüfungs- und Steuerwesen sowie die Unternehmensbewertung. Darüber hinaus finden Sie in der BFuP aber auch Themen aus der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre. Die BFuP fungiert als Diskussionsforum für Wissenschaft und Praxis und übernimmt in ihren Schwerpunktthemen eine Vorreiterrolle bei der Behandlung neuer wissenschaftlicher oder praktisch bedeutsamer Fragestellungen.

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Autor: Prof. Dr. Lutz Richter, Mit-Herausgeber der BFuP

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